vulgo: Jules and the cats, eine Heimtragödie in vermutlich 30 Akten
1 Skype-Einheit mit meiner Therapeutin in Ermangelung der Möglichkeit zu persönlicher Kontaktaufnahme gehabt. Ich kenne jetzt auch ihre Katze. Sie ist sehr schön. Meine Therapeutin sagt, dass Kater 1 sehr klein sei. Meine Therapeutin sagt auch, ich soll mich auf die Probleme beschränken, die ich im Hier und Jetzt bewältigen kann. Es habe keinen Sinn, über ein DANACH nachzudenken, wo wir nicht einmal wüssten, wann ein DANACH stattfinden würde. Ich solle meine pro futuro-Probleme also auf Snooze stellen und mich um mein Heute kümmern. Das leuchtet ein.
Habe leider erkannt, dass mich das Heute vor größere Herausforderungen stellt als das Morgen mit all seinen After-Corona-Auswirkungen, der Resozialisierung, der Wiederaufnahme von Freundschaften, die durch Corona in die Brüche gegangen sind, der Einkommenseinbußen:
Habe 1 Tick entwickelt, der die Resozialisierung nach Corona (oje, das soll ich ja nicht denken) unmöglich machen wird: Sobald ich vor die Wohnungstür trete, spüre ich einen nicht unterdrückbaren Drang, mich im Gesicht zu kratzen. Mit den Fingern. Und zu husten. Dabei bin ich gar nicht krank. Tick setzt sogar ein, wenn ich nur den Müll rausbringe. Frage mich, wie meine Performances in Hinkunft aussehen werden (ich hab' es schon wieder gemacht, ich hab' schon wieder an das DANACH gedacht. Shit).
Eine Klorolle hält exakt 2,5 Tage in diesem Haus. Führe seit 9 Tagen eine Excel-Liste darüber, die dies bestätigt. Habe nur noch 39 Stück auf Lager und werde deshalb am Montag einkaufen gehen müssen (ich kenne da noch einen Händler, der…). Dann wird dieser Tick wieder einsetzen und soziale Ächtung aufgrund des Klopapierkaufs und des Ticks werden folgen. Werde aber damit umzugehen wissen. War Mobbing-Opfer, damals in der Schule, habe Strategien entwickelt in den letzten Jahren.
Die Katzen haben sukzessive die Herrschaft über beide Fauteuils der Wohnung übernommen. Es war ein schleichender Prozess, ich habe es nicht bemerkt. Bis jetzt. Ad. 3: Es liegt die Vermutung nahe, dass mir die Sache mit den Fauteuils nur entgehen konnte, weil vor Corona noch erhöhtes Arbeitsaufkommen bestanden hat – ich hätte mich wohl doch ab und zu von meinem Schreibtisch wegbewegen sollen.
Da ich nun aber keine pro futuro-Probleme bewältigen soll, muss ich mich der HIER UND JETZT-Priorität stellen: Wie kann ich die gemütlichen Sitzplätze zurückerobern? Oder wenigstens einen. Und den Hocker für die Füße. Der Hocker für die Füße muss sein, der ist das Mindeste, was ein Mensch während Corona erwarten darf, sonst habe ich nichts vom Fauteuil. Ohne den Fußhocker ist der Fauteuil echt nur eher mittel.
Kater 2 verweigert nach wie vor jegliche Art von Nahrungsaufnahme, die nicht PUTE UND KATZENMINZE beinhaltet. Auch das Klopapier hat er verschmäht, obwohl ich ihm erklärt habe, dass es auf dem Schwarzmarkt mittlerweile sehr hoch gehandelt wird und deshalb mein kostbarster Besitz in diesen Zeiten ist. Auf willhaben werden Rollen ab € 100,- gehandelt, habe ich gehört. #coronawinners Ich glaube, er will lediglich den Fauteuil behalten und werde mich in die Badewanne zurückziehen, um wenigstens den muffigen Geruch, den meine Fäulnis hier verbreitet, hintanzuhalten. #ArtInQuarantine #wortklang Julia D. Krammer Julia Dominique #corona #coronadiaries
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