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DAY#19 THE DIARIES OF C // PANDEMIE-PANORAMA

vulgo: Jules and the cats, eine Heimtragödie in aller Wahrscheinlichkeit nach 30 Akten.

Heute. Ein Gedanke (was mir sonst so durch den Kopf geht).


Wenn der Schlaf noch in den Augen sitzt,

wenn es eigentlich noch zu kalt für Coldbrew ist,

du dir aber ein bisschen Frühlingsfeeling in deine Morgenstunden wünschst,

wenn du deinen Katzen beim Weiterschlafen zusiehst und selbst wieder die Augen schließen möchtest,

wenn du dich dann trotzdem aufraffst und einkaufen gehst, weil du dich nicht komplett hängen lassen willst, wenn du deinen Mundschutz beim Eingang des Geschäfts entgegennimmst, wenn deine Finger in routinierten Choreographien die Schnüre zubinden, als hätten sie nie etwas anderes getan,

wenn du bemerkst, dass du aufgehört hast, dich über Dinge zu wundern und Einschränkungen deines Lebens längst nicht mehr hinterfragst, wenn du dazu angehalten wirst, Verstöße gegen diese Einschränkungen, die du bei anderen Personen entdeckst, zu melden,

wenn du alle paar Schritte dein Desinfektionsmittel aus der Hosentasche ziehst, als wäre es das Normalste auf der Welt,

wenn du dann zur Apotheke gehst und draußen warten musst, weil sich eine andere Kundin im Verkaufsbereich befindet, wenn du dich draußen auf der Straße mit zehn anderen Leuten anstellst, wenn Apotheken überhaupt wie Hochsicherheitstrakte funktionieren, wo die Angestellten sich hinter einer Plexiglas-Barriere verschanzen, die sie mit Klarsichtfolie ausgekleidet und abgedichtet haben, wenn in bar zahlen verboten ist,

wenn es für dich zur Regel geworden ist, deinen Partner nur noch mit einem Blinzeln zu begrüßen und nicht mehr zu berühren, wenn dir dann auch die Worte ausgegangen sind, wenn ihr euch in der eigenen Wohnung aus dem Weg geht und die Räume durchnummeriert, das Wohnzimmer kriegst du, dafür darf ich Schlaf- und Arbeitszimmer behalten, wenn du dich heimlich bei der Frage ertappst, ob eure Gefühle diesen Frühling überdauern werden,

wenn deine Träume von Händeschütteln und Umarmungen erzählen und du glücklich aufwachst, um festzustellen, dass du eigentlich gar nicht mehr so anspruchsvoll bist,

solange der Schlaf noch in den Augen sitzt.


Wenn du dich in einer Endzeit-Serie befindest und dennoch alles aussieht wie früher. Dann ist das Frühjahr 2020.


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