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AutorenbildJulia Dominique

DAY#28 THE DIARIES OF C

vulgo: Jules and the cats, eine Heimtragödie in maximal 30 Akten.


Hatte einen ganz fürchterlichen Albtraum. Er handelte davon, irgendwann wieder unter Menschen zu müssen, wo ich mich mittlerweile so wohl fühle in diesem misanthropischen Ambiente zu Hause. Attestiere der Menschheit unfassbare Anpassungsfähigkeit, das ist es wohl, was uns wie Unkraut einfach nicht vergehen lässt.

Es ist eine bedrückende Vorstellung, zurück zu müssen, mich wieder mit jemandem treffen zu müssen, Termine zu haben und diese einzuhalten.


Um das Vertrauen der Katzen wiederzuerlangen nach der Tierarzt-Episode habe ich ihnen erlaubt, bei mir zu schlafen, normalerweise schließe ich mich in den Nächten ein, um etwaige Rachegelüste und Mordattentate hintanzuhalten. Pünktlich um 0500 haben sie mich geweckt und aus dem Albtraum gerissen, nur, um (begleitet von meinem Fluchen) ins Wohnzimmer zu stolzieren und… dort weiterzuschlafen. Bei mir war an Weiterschlafen nicht zu denken, musste ich doch die emotionale Belastung scheiternder Fütterungsversuche und toter Thunfische ertragen, und die gekränkten Katzenblicke.


Ich merke, dass ich es nicht wiederhaben möchte, mein altes Leben, ich merke es, weil die Menschen beginnen, mir nun online Stress zu machen und online auf Terminen zu beharren. Die heißen jetzt Zoom-Meetings und Skype-Date, doch es ändert nichts an meiner umfassenden Verfügbarkeit. Vergeht sie denn nie, die Arbeitsüberlastung? Habe das Gefühl, mittlerweile wieder bei dem Pensum von vor Corona angekommen zu sein und frage mich, wie das passieren konnte, wo ich doch eigentlich dachte, dass ich „nach diesem und jenem erledigten Auftrag endlich zur Ruhe kommen würde“.


Die Menschheit ist ohnehin einzuteilen in jene, denen langweilig ist und jene, die gestresst sind, ein Mittelweg scheint nicht zu existieren. Ich war immer schon in der ersten Fraktion Mitglied, nur zu Beginn von COVID 19 war ich für einen Wimpernschlag #coronagewinnerin, weil die Termine plötzlich ausgefallen sind.


Im morgendlichen Schlaftaumel phantasiere ich davon, in Zukunft nur noch EINEN Termin pro Woche zu vergeben. Habe in den ersten drei Coronawochen erkannt: Termine sind es, die vom Arbeiten abhalten und Stress machen. Termine sind der Teufel, der Inbegriff der Fremdbestimmtheit. Wenn jetzt noch Heidi auftaucht und mich um eine Skype-Konferenz bittet, ist wirklich alles verloren.

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