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DAY#24 THE DIARIES OF C

vulgo: Jules and the cats, eine Heimtragödie in bestimmt 30 Akten.

Meine Füße habe ich nicht wiedergefunden, Niemand kriecht in meine Beine und zersetzt Teile meines Körpers, die ich nicht vermissen werde, auch mein Vater hat den Realitätsbezug mittlerweile völlig verloren, er verstrickt sich in repetitiven Aussagen, die sich nur durch seinen eigenen Kommentar voneinander unterscheiden, das erzeugt einen Treibhauseffekt in meinem Kopf beim Zuhören, es ist, als sage er Dinge wie Die Wiese ist grün, weil ich sie täglich gieße, ich sage dir, Julia, es liegt am Chlorophyll, dass die Wiese heute so rosa ist, und das Grün der Wiese liegt nicht am Gießen, das liegt an mir.

Niemand sitzt neben mir auf dem Balkon, er hat sich im Hängesessel eingenistet und stiehlt mir die ostseitigen Sonnenstrahlen mit seinem breiten Rücken, während ich gegen meinen Romanentwurf kämpfe (und heute ständig verliere), meine Mutter schickt mir Boggle-Bilder, ein Versuch, etwas gemeinsam zu unternehmen; und ist es nicht interessant, dass katholische Feiertage es ermöglichen, die Gesundheitsrestriktionen für einige Zeit ad acta zu legen, vielleicht ist es ja gar nicht so lebensbedrohlich, sich zu fünft zu treffen, all diese Widersprüche reichen sich die Hand in meinem Kopf und schaukeln beim Nicken hin und her,

mir wird ganz schwindlig dabei,

ich glaube, das mit dem Takt und dem Tanzen wird nichts mehr,

hier auf dem Meeresgrund.

Menschen reagieren unterschiedlich auf den Umgang mit der Krise, die einen versinken, die anderen strampeln, ich gehöre vermutlich zu den Strampelnden, denen, die immer aktiver versuchen, Struktur zu erzeugen, dabei würde COVID 19 es doch rechtfertigen, dass ich einfach mal nur herumliege, meinen Launen nachgebe und keinen Erwartungen entspreche, nur der eigenen, der Jogginghosenerwartung und jener nach der nächsten Pizza.

Eine Freundin schreibt mir am Morgen, ich könne mir am Nachmittag ein paar Sachen bei ihr abholen, am Vormittag wäre sie verplant. Ich habe lange auf diese Nachricht gestarrt und mich gefragt, was daran nicht stimmt, worüber ich stolpere, dann fiel es mir auf… V E R P L A N T.

Eine ungehörige Sache. Wie kann sie etwas vorhaben, heute, wie kann sie verplant sein?

Ginge es hierbei um Textkritik, würde ich sagen: ein schiefes Bild, das geht so nicht, das ist so nicht möglich, das widerspricht sich doch.

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